Spotlight: Sandstorm

Sandstorm – Zukunft programmieren

Nachhaltig programmieren. Für die meisten geht es dabei um Code-Effizienz. Für Sandstorm ist aber noch nicht alles. Der Software- und Appentwickler denkt an übermorgen, verzichtet dabei bewusst auf kurzfristigen finanziellen Erfolg und investiert in zukunftsträchtige Projekte, die sozial und ökologisch verträglich sind. Ein Content Management-System für den Aktion Zivilcourage e.V. oder einen skalierbaren Online-Shop für Bio-Betriebe sind nur zwei Beispiele aus einer langen Liste an coolen Projekten, die zeigen, dass Software-Entwicklung ein essentieller Punkt in der Transformation unserer Wirtschaft ist.

2028 knacken wir die harten Nüsse in Projekten mit positivem Einfluss!

sandstorm team programmiert nachhaltige software
Karoline Bünker, Sandstormie & Weltverbesserin

Karoline Bünker, Sandstormie & Weltverbesserling

Zwischen Arbeit und Familienbetreuung findet sie auch noch Zeit für mehrere Ehrenämter. Spricht man mit Karoline, hat man schnell die Gewissheit, dass die studierte Soziologin an Software interessiert ist und noch viel mehr daran durch ihre Arbeit die Dinge zum Besseren zu bewegen. Nach ihrem Abschluss hat sie zehn Jahre lang eine Agentur für politische Events geleitet und dann fünf Jahre lang in Dresden einen Standort von Common Purpose aufgebaut. 2021 ist Karoline dann zu Sandstorm gekommen, wo sie für Nachhaltigkeit & soziale Verantwortung verantwortlich ist. Hätte Sandstorm ein Spirit Animal wäre das ihrer Meinung nach ein Eichhörnchen. Die knacken auch gerne harte Nüsse und außerdem sähen sie mit ihren über 1000 Vorratskammern voller Samen und Nüssen in Vorbereitung auf den Winter die Bäume aus, die sie – und wir – in Zukunft brauchen.

Nachhaltige Software

2022 hat Sandstorm mehr als die Hälfte des Umsatzes durch Projekte mit positivem Impact im Sinne der SDGs gemacht. Mehr als 1.500 Stunden haben sie in Open Source Projekte und mehr als 1.000 Stunden in ehrenamtliches gesellschaftliches Engagement investiert. Seit 2018 konnten sie den Frauenanteil von 0% auf 33% steigern. Ein ordentliches Ergebnis.
Zeit in die agile Welt der nachhaltigen Software-Entwicklung einzutauchen.

Hallo Karoline,
ihr begrüßt Menschen auf eurer Website mit „2028 knacken wir die harten Nüsse in Projekten mit positivem Einfluss.“
Warum erst 2028, werden die Nüsse dann härter sein als heute?

Hallo! Danke für Eure Einladung!

Wir sind Sandstorm. Oder „Sandstormies“ 😊 Wir sind momentan 33 Menschen von denen die meisten in Dresden leben und arbeiten. Wir entwickeln seit 14 Jahren individuelle Software für Unternehmen und Organisationen. Unser Ziel ist es, die sprichwörtliche „positive Delle“ im Universum zu hinterlassen. Kniffelige Projekte mit positivem Einfluss reizen uns ganz besonders. 2018 haben wir uns deshalb das Ziel gesetzt bis 2028 genau diese Projekte zu unserer Hauptaufgabe zu machen. #2028 steht deshalb für unsere Projekte und Aktivitäten rund um Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Verantwortung.

Dass wir das zur Halbzeit immer noch als Ziel und nicht als Status Quo formulieren liegt daran, dass wir immer noch besser werden können. Wir bezeichnen uns nicht als „nachhaltig“, sondern wir sehen Nachhaltigkeit als Wert, den es anzustreben gilt. Authentizität ist uns wichtig. Wir werden unseren Claim umformulieren, sobald es sich für uns richtig anfühlt.

Ihr beschreibt nachhaltige Software als ressourceneffizient, bedarfsgerecht, transparent, sicher und inklusiv. Die ersten vier klingen logisch. Wie passt „inklusiv“ da rein?

Software ist da, um Menschen zu helfen. Das kann sie aber nur, wenn sie auch allen Menschen zugänglich ist. Entwickler*innen tragen da eine Verantwortung. Das geht über die normale Benutzerfreundlichkeit hinaus, denn Software kann diskriminieren, wenn wir blinde Flecken haben. Wir kennen alle die Fails, wo Anwendungen auf Menschen aufgrund ihrer höheren Stimmlage oder dunkler Hautfarbe nicht reagiert haben. Sowas darf natürlich nicht passieren, wir wollen Ungleichheit abbauen und nicht reproduzieren. Deshalb ist Vielfalt im Team wichtig.

Genauso wichtig ist Barrierefreiheit. Wir bieten unseren Kund*innen immer das Maximum an, damit sie sehen, was alles möglich ist. Und sie müssen dann bewusst entscheiden, wenn sie weniger wollen.

Aber die Voraussetzung für das alles ist, dass Menschen überhaupt Zugang zu digitaler Bildung haben. Um das zu ermöglichen, unterstützen wir z.B. Wikimedia oder das Projekt #Frauenpower durch digitale Bildung des Ausländerrat Dresden e.V.

„Nerds 4 Future“ – Sandstormies auf einer Fridays 4 Future Demo

Ihr führt die „Awesome Sustainable Software Development List“ auf GitHub. Worum handelt es sich dabei und wen sprecht ihr damit an?

Unsere „Awesome Sustainable Software Development List“ ist eine Sammlung von Best Practices, die Entwickler*innen anwenden können, um Software ressourcenschonender zu gestalten. Denn schließlich wird fast alles, was Emissionen erzeugt von Software gesteuert. Es gibt dazu Forschungsprojekte, wir gehen das Thema aber von der praktischen Seite aus an und sammeln unsere Erfahrung aus unseren vielen Software-Projekten. Unser Ziel ist es, ein Werkzeug zu haben, das Entwickler*innen in ihrer täglichen Arbeit wirklich hilft. Die Liste steht auf Github, einer kooperativen Plattform, auf welcher Software-Entwickler*innen auf der ganzen Welt zusammenarbeiten. So können alle, die sich mit dem Thema beschäftigen, gemeinsam die Liste ergänzen und natürlich auch selber nutzen. Nachhaltigkeit funktioniert schließlich nicht mit Inselwissen.

Die Liste eurer Projekte ist super lang und echt beeindruckend.
Von welchem Projekt wirst du deinen Enkeln noch erzählen?

Wir haben natürlich alle unsere Lieblingsprojekte. Ich finde es faszinierend, dass es möglich ist, eine Video-Lernplattform so zu gestalten, dass auch sehbehinderte Menschen mit ihr arbeiten können. Oder die Möglichkeit, die die Materialvermittlungsplattform bietet: Restmaterialien in der Region weiter zu vermitteln, anstatt sie wegzuschmeißen. Oder dass wir dazu beitragen können, dass inzwischen um die 50 Ökokisten-Betriebe ihre frischen Produkte zu dir nach Hause liefern können.

Oder meinst du unser gemeinnütziges Engagement? Da bin ich ein Fan der Girls’ Day Akademie und der Hacker School. Jedes Kind sollte wenigstens einmal programmiert haben, ehe es sich für seinen Berufsweg entscheidet. So schaffen wir es, dass diejenigen, die Software entwickeln genauso vielfältig sind wie die, die sie verwenden. Außerdem sollten alle Menschen Software zumindest in Grundzügen verstehen, weil sie unser Leben bestimmt. Und es ist ein spannender kreativer Prozess, der das logische Denken fördert.

Girls‘ Day Akademie und Hacker School – Sandstorm bringen dem Nachwuchs das Programmieren näher

Habt ihr Pläne, über die ihr gerne sprechen wollt?
Pünktlich die Steuer machen?
Weltdominanz?
Gratis T-Shirts?

Weltdominanz nicht, aber wir wollen schon dazu beitragen, die Welt – im Rahmen unserer Möglichkeiten – zu verbessern und Partner*innen finden, die genauso ticken und sie mit Hilfe von Software unterstützen, positiven Impact zu schaffen. Wir wollen zeigen, dass Nachhaltigkeit und wirtschaftlicher Erfolg kein Widerspruch sind und als Unternehmen auch ein Vorbild für soziale Nachhaltigkeit sein. Deshalb achten wir z.B. bei unserer Kapazitätsplanung darauf, dass es keine Überbuchung gibt. Wir planen Zeit zum Lernen, für interne Themen, Cooldowns und gegenseitiges Helfen ein. Wir entscheiden selbst, welche Aufgaben wir übernehmen und niemand packt anderen ungefragt was auf den Schreibtisch. Wir gönnen uns gemeinsame Retreats, wir stricken zusammen unsere Strategien und entscheiden im Team über die Verwendung von Gewinnen. Zum Beispiel, dass wir die Kita-Kosten und -Verpflegung und 100% der betrieblichen Altersvorsorge für unsere Teammitglieder bezahlen.

„Sandstormer*innen helfen anderen den Status Quo in Frage zu stellen, um über sich hinaus zu wachsen.“
Was war deine eigene persönliche Erfahrung, die dich am meisten gefordert, aber auch weitergebracht hat.

Als ich zu Sandstorm kam hatte ich erstmal so viel Respekt vor diesem „Phänomen“, dass ich frei nach dem Motto „Never touch a running system!“ niemandem ins Gehege kommen wollte. Als ich das in einem Strategiemeeting mal ausgesprochen habe sagte mein Kollege Tobi zu mir „Aber wir wollen das System doch verändern!“ Da wurde mir klar: Jedes neue Teammitglied verändert das Unternehmen und Sandstorm muss sich auch ständig verändern, um mit der Zeit Schritt zu halten. Ich habe mich jahrelang mit Change beschäftigt, aber selber eine Disruption zu sein, das hat mich erstmal schon ein Stück aus meiner Komfortzone geworfen. Andererseits, wenn andere mir genug vertrauen, um mich etwas Gutes weiter verändern zu lassen, dann fühlt sich das gut an. Und Veränderung ist Teil unseres täglichen Lebens. Wir experimentieren am laufenden Band, von Technik und Meetingformaten über unser Gehaltsmodell bis zur Ernährung auf unseren Retreats, nichts ist heilig und sicher davor, hinterfragt zu werden.

„Jede Sandstormer*in handelt ihre Commitments auf Augenhöhe selbst aus und ist für ihre Einhaltung verantwortlich.“
Geh hier doch mal bitte näher ein. Was heißt das genau?

Eigenverantwortung spielt bei uns eine sehr große Rolle. Wenn jemand eine Entscheidung treffen will, dann lautet die Frage nicht: „Darf ich das?“, sondern „Was und wen brauchst du, um das zu entscheiden?“. Wir sind keine Fans von Genehmigungsprozessen und Freigaben. Stattdessen wollen wir die Fähigkeit bei uns allen fördern, unsere eigenen Bedürfnisse, die des Teams und natürlich die unserer Kundinnen und Kunden zu kennen und in Einklang miteinander zu bringen. Jedes Teammitglied ist zu einem großen Teil für die eigenen Projekte und deren Ergebnisse verantwortlich und auch ganz nah an unseren Kund*innen dran. Das braucht etwas Mut. Es gilt aber immer die erste Direktive von Norman Kerth: „Regardless of what we discover, we understand and truly believe that everyone did the best job they could, given what they knew at the time, their skills and abilities, the resources available, and the situation at hand.“

Frei von der Leber weg. Irgendwelche letzten Worte?

Ich halte es gerne mit Margared Mead:„Zweifle nie daran, dass eine kleine Gruppe engagierter Menschen die Welt verändern kann – tatsächlich ist dies die einzige Art und Weise, in der die Welt jemals verändert wurde.“

 

Vielen lieben Dank Karoline für deine Zeit und liebe Grüße an alle Sandstormies!