Mehr als nur grünes Cashback

Bioläden, Gastronomen, Hotels, Textilien, Möbel und Mobilität. oekobonus ist ein Programm, welches wächst und stets für Bioqualität steht, egal um welche Dienstleistung es sich handelt. Hier werden alle fündig, die nach konsequenter Bioqualität suchen und nicht in die grüne Waschtrommel fallen wollen.
Pro ausgegebenem Euro erhält man eine virtuelle Wertemünze „Bee“. Dazu gibt es Angebote und extra Programme für noch mehr Gesumme in der virtuellen Geldbörse. Bei angeschlossenen Partner*innen können diese dann wieder eingelöst werden. oekobonus kann also eine große Bereicherung sein, für alle die beim Shoppen auf Nachhaltigkeit achten.

Hallo Ludwig,
worum geht es bei oekobonus?

oekobonus ist ein Kundenbindungsprogramm, das sehr nachhaltige Unternehmen gemeinsam für ihre Kunden organisieren. Wir wollen damit unsere Kund*innen binden, indem sie Vorteile nutzen können, gesammelte „Bees“ spenden oder sie auf neue Biounternehmen aufmerksam machen. oekobonus ist das grüne Vorteilsprogramm, mit dem wir versuchen einen Kompass für nachhaltigen Konsum zur Verfügung zu stellen und nachhaltige Käufe oder Reisen zu belohnen.

Spannend.
Erzähl doch bitte ein wenig über deinen Werdegang. Was hast du vor oekobonus gemacht und wie bist du dazu gekommen?

Ich habe Anfang der 1990er Jahre meinen Bergbauernhof auf biologische Landwirtschaft umgestellt und danach in der Marketingabteilung unseres Bioverbandes gearbeitet. 1999 habe ich die BIO HOTELS gegründet und gelernt, dass es vor allem in Deutschland Menschen gibt, die ihr Leben recht konsequent ökologisch ausrichten, oder eben nicht. Diesen Teil der Gesellschaft fanden wir vor allem in Bioläden und mussten dort nicht erklären, was an einem Biohotel die Bioqualität ausmacht. Im Gegenteil: diese Menschen haben uns viel gezeigt. Zum Beispiel wie man Möbel und Einrichtungen, Außenanlagen, Bauprojekte, Ressourcen, bis Mitarbeitenden-Strukturen ökologischer und nachhaltiger organisieren kann… Wir haben immer Branchen-übergreifender agiert. Mit Unternehmen, die auch Bio-Pioniere sind, haben wir dann Ansätze entwickelt, wie wir unsere „Zielgruppe“ vernetzt ansprechen können. Heraus gekommen ist dann dieses Kundenbindungsprogramm, weil wir hier auf das größte Interesse stoßen.
Wir fördern keine Discounter-Strukturen, sondern wollen zB kleinräumige Lieferstrukturen erhalten, eine größere Produkt- und Artenvielfalt sowie Traditionen in der Verarbeitung von Lebensmitteln. Das setzt ein anderes Verständnis voraus und beruht auf anderen Motiven.

Biomärkte, lokale Produzent*innen und Hotels in Deutschland und Österreich sind bei oekobonus angeschlossen

Wie kam es dann genau zur Gründung der oekobonus Genossenschaft?

2018 haben wir uns mit diesen Pionieren aus verschiedenen Branchen zusammengesetzt und überlegt, wie das gemeinsame Ansprechen unserer Kund*innen gelingen kann, welche Werte wir dabei hoch halten und was wir keinesfalls wollen. Herausgekommen ist eine maximal transparente und maximal demokratische Struktur: eine Genossenschaft, in der jede Person eine Stimme hat, egal wie hoch der finanziell geleistete Anteil ist.
Eine Genossenschaft verhält sich auch im Business anders: sie ist dazu da, den Mitgliedern Lösungen zu liefern, anstatt Gewinne zu maximieren. Die Genossenschafter*innen betreiben ein Kundenbindungsprogramm, das einer allein nicht bewältigen könnte. Zum Beispiel werden die Daten unserer Kund*innen nicht weiterverkauft, um daraus noch einmal Kapital zu schlagen. Der Datenschutz wird von der Genossenschaft organisiert und ist uns heilig.

Die letzten Jahre waren turbulent für uns alle. Wie siehst du die Entwicklung durch Corona und den Krieg in der Ukraine? Was hat sich dadurch im nachhaltigen Sektor getan?

Ich habe mich früh mit Geldsystemen und Wirtschaft beschäftigt, oder auch als Bauer die begrenzte Ressource „Boden“ kennengelernt. Unser Umgang mit der Welt kann nicht ewig so weiter gehen. Das müsste mittlerweile bei mehr Menschen angekommen sein. Wir leben in fragilen Systemen, die aufgrund von jahrzehntelangem Fokus auf Gewinnausschüttungen viele Faktoren wegrationalisiert haben, die Resilienzen erzeugen würden.
Erstaunlich ist, wie klar wir diese Zusammenhänge sehen, wenn die Krise spürbar ist und wie schnell wir die Ursachen ignorieren, wenn wir wieder Möglichkeiten und Gelegenheiten wittern. Corona und der russische Krieg in der Ukraine zeigen, wie abhängig große globale Strukturen sind oder umgekehrt, dass sich die Biostrukturen als weit stabiler erwiesen haben. Auch bei den Preisen.
Ich gehe davon aus, dass wir einen Zuwachs von nachhaltigen Produkten und Leistungen in der konventionellen Wirtschaft haben werden. Die Biounternehmen werden weiterhin die Zielgruppe haben, die ganzheitlich lebt und konsumiert. Die weniger Konsequenten werden eben im Discounter, bei ihrer Hausbank oder bei ihrem Modehändler mehr auf Nachhaltigkeit achten.

Pro Euro erhältst du eine Bee im Wert von einem Cent. Bees kannst du bei angeschlossenen Unternehmen ausgeben und sammeln.

Die Liste der Vorteils- und Cashback-Angebote scheint schier endlos zu sein. Dennoch hat sich keines dieser Systeme im nachhaltigen Sektor durchgesetzt. Wie ordnest du oekobonus hier ein?

In funktionierenden Ökosystemen setzt sich nie jemand durch. Sie prosperieren aufgrund ihrer Vielfalt und je nach Einflüssen. In der Veränderung gedeihen zu bestimmten Zeit die einen besser und dann wieder andere. oekobonus ist eine Lösung, die es aktuell bei vielleicht 25 Partnerunternehmen gibt. Andere Unternehmen bieten ihren Kunden eigene Systeme. Das ist so gewachsen.

Nachhaltigkeit ist ein großes Wort und Greenwashing an der Tagesordnung.
Was tut oekobonus hier genau?

Wir haben bei unseren Möglichkeiten sehr genau hingeschaut: von der Münchner IT-Schmiede, die unser Programm selbst entwickelt und betreut, bis zu unseren Server-Anbietern, die in Deutschland sitzen.
Beim Datenschutz war uns wichtig, dass unsere Teilnehmer sehr leicht erkennen können, was wir mit den Daten machen und dass sie sich jederzeit unkompliziert (mit nur einem Klick) abmelden können – ohne jegliche Hürde.

Mal richtig schön ins Blaue geträumt: Wo siehst du oekobonus in 5-10 Jahren? Welchen Meilenstein würdest du dir gerne selbst erfüllen?

Ich hätte gern viele Bioläden im Programm, dann natürlich Gastronomen und Hotels, die gute Bioqualität bieten. Wenn wir unserem Anspruch gerecht werden wollen, möglichst viele Bereiche des Alltags abzudecken, sind auch Textilien, Möbel und vor allem Mobilität noch weitere Themen. Die Kooperation mit WEtell ist ein Anfang in der Kommunikation. Wir werden nicht ruhen.

Frei von der Leber weg. Was möchtest du noch los werden.

Wenn wir weiterhin alle auf Jetset machen und unsere Erfüllung in „immer noch mehr von allem“ suchen, wird die Richtung beibehalten, mit der unser westliches Kreuzfahrtschiff auf den Abgrund zutreibt. Da hilft es auch nichts, wenn ein paar am obersten Deck in eine andere Richtung laufen.
Wenn wir uns das doch endlich bewusst machen würden und überlegen, was uns wirklich Freude und Glück in der Zukunft bringt. Meinen Kindern versuche ich zu vermitteln, wie erfüllend es sein kann, die Ruhe in der Natur zu spüren.

Vielen lieben Dank Ludwig für deine Zeit und liebe Grüße ans ganze oekobonus Team!