Spotlight: GermanZero
GermanZero – Aktivismus zum Mitgestalten
GermanZero – die deutsche Null. Das ist keine Selbsthilfegruppe für deutsche Fußballspieler, sondern eine Selbstermächtigungsbewegung. Weißt du immer genau, wie du dich politisch einbringen kannst? Über die nächste Wahl hinaus? Das habe ich mir gedacht. GermanZero will das ändern und aktiviert Freiwillige, die mithelfen wollen.
Geschäftsführer Julian Zuber sagt: „Das Ruder ist gelegt, die Segel sind gesetzt. Nun brauchen wir Rückenwind!“ Mit über 80 Teams in Deutschland organisiert GermanZero regionale Klimaentscheide, um Kommunen auf das 1,5 Grad-Ziel einzuschwören. Sie führen Politikgespräche mit Abgeordneten und in Ministerien. Und mit Hunderten von Expert*innen haben sie das erste vollständige 1,5-Grad-Bundesgesetzespaket entwickelt. Also haben wir Ina Krings, Leitung im Bereich Kommunikation bei GermanZero, eingeladen, um einen Blick hinter die Kulissen zu werfen.
Ina Krings, Leitung Kommunikation GermanZero e.V.
„Ich muss keine Straßen-Aktivistin sein, um meine Forderungen durchzubringen!“
Nach einem harten Jahr, in dem viele Krisen zusammenkommen und sich zuspitzen, kann einen schon mal die Ohnmacht packen. Trotzdem bleibt Ina positiv und ist sich sicher, dass wir die Energiewende schaffen können, wenn wir nur richtig anpacken. Jede*r nach ihren/ seinen Möglichkeiten, denn es geht nur zusammen: Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Bürger*innen.
Fragwürdige Ausgleichszertifikate nerven sie genauso wie der Trend, vor Produktnamen ein „Green“ zu setzen. Umso mehr schätzt sie Unternehmen, die sich selbst ehrgeizigen Zielen verpflichten. Begeistern kann man Ina nicht nur mit dem neuen Verpackungsgesetz, welches ab 2023 vorschreibt, To-Go-Essen auch in Mehrwegbehältern zur Verfügung zu stellen. Auch gute Unterhaltung möchte sie in ihrem Leben nicht missen und schaut sich in ihrer Freizeit gerne mal Sendungen wie „Chez Krömer“ an.
Aktivismus zum Mitgestalten
Mehr als tausend ehrenamtlich Aktive aus allen Bereichen des Lebens. So viele engagieren sich schon mit GermanZero gegen den Klimawandel und werden dafür durch Trainings, Inhalte und Organisationsstrukturen unterstützt, die es ihnen möglich machen, Klimaschutz aktiv bei sich vor Ort voranzutreiben.
GermanZero hat den Plan. Jetzt liegt es an uns, ihn umzusetzen. Denn es geht nur zusammen: Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Bürger*innen. Die Herausforderung, die Klimakrise aufzuhalten, ist enorm. Aber durch Initiativen wie GermanZero machbar.
Hallo Ina,
wenn ich auf eure Website gehe, dann lese ich: „Deutschland klimaneutral bis 2035 – Wir haben den Plan.“
Erklär doch bitte, was Klimaneutralität heißt und wie euer Plan genau aussieht.
„Klimaneutralität“ bedeutet, dass jährlich nicht mehr Treibhausgase ausgestoßen werden als durch natürliche Senken wie zum Beispiel Wälder oder Moore gebunden werden können. Es bedeutet nicht, dass der Treibhausgas-Ausstoß gleich Null ist – dann dürften wir beispielsweise keine Kühe mehr halten, die Methan ausstoßen. Es geht darum, dass die Menge so gering ist, dass sie in einen natürlichen Kreislauf eingebunden werden kann.
Was unser Plan ist: Die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt klimaneutral umzugestalten ist ein Mammutprojekt, das einen Masterplan erfordert. Überall wo jetzt Kohle, Öl oder Gas verbrannt werden, muss erneuerbare Energie rein. Die Politik hat diese Aufgabe aber viele Jahre lang so behandelt, als könne sie nebenher erledigt werden. Deshalb haben wir gesagt: Wenn die Politik nicht liefert, muss die Initiative aus der Zivilgesellschaft kommen.
Klimaneutralität braucht gesetzliche Vorgaben vom Bund, und gleichzeitig müssen wir das riesige Potenzial in den Städten und Gemeinden freisetzen. Wir operieren deshalb auf drei Feldern. Zusammen ergeben sie den Fahrplan zu einem klimaneutralen Deutschland: Erstens haben wir mit Hunderten von Expert*innen das erste vollständige 1,5-Grad-Gesetzespaket entwickelt. Es enthält alle gesetzlichen Lösungen auf Bundesebene, zum Beispiel für klimaneutralen Verkehr bis 2035. Zweitens führen unsere Teams Politikgespräche mit Abgeordneten und in Ministerien, um die gesetzlichen Lösungen in den politischen Diskurs zu bringen. Und drittens organisieren wir eine stetig wachsende Bewegung von Klimaentscheiden. Dabei sorgen Teams in aktuell 80 Städten dafür, dass ihre Stadt beschließt, bis spätestens 2035 klimaneutral zu sein – und diesen Beschluss dann auch umsetzt.
Das Thema Klimaneutralität ist in aller Munde und leider gibt es keine allgemeingültige Regelung. Was ist hier deiner Meinung nach vonnöten. Eine deutsche oder europäische Regelung?
Tatsächlich werben viele Unternehmen damit, ihre Produkte seien „klimaneutral“. Das bedeutet aber oft nur, dass sie einen Ausgleich für ihre Emissionen zahlen. Mit diesem Geld werden dann zum Beispiel irgendwo auf der Welt Bäume gepflanzt.
Das Problem ist: Die Wirksamkeit dieser Projekte lässt sich nicht immer überprüfen. Und Ausgleichszahlungen bringen auf lange Sicht wenig, wenn ein Unternehmen nicht ernsthaft daran arbeitet, seine Emissionen auf null zu bringen.
Eine international einheitliche Definition des Begriffs wäre sehr hilfreich und würde helfen Missbrauch zu vermeiden.
GermanZero bewegt Städte und Kommunen konkrete Maßnehmen umzusetzen klimaneutral zu werden
Man kann sich auf der Website germanzero.de/engagement eintragen, um bei euch mitzumachen. Wen sucht ihr hier genau und wie viele Professor*innentitel brauche ich denn um mitmachen zu dürfen?
Es geht auch völlig ohne Professorentitel! Die Bandbreite unserer mehr als tausend ehrenamtlich Aktiven ist riesig. Das geht los bei „gut mit Leuten können“ oder „gerne Sachen organisieren“ über Leidenschaft für Politik bis hin zu fachlichen Qualifikationen. Manche merken auch erst durch ihr Engagement, was in ihnen steckt.
Die meisten unserer Ehrenamtlichen sind in lokalen Gruppen aktiv, entweder, um auf der kommunalen Ebene Umsetzung zu bewirken, indem sie zunächst Klimaentscheide durchsetzen. Oder indem sie auf die Bundesebene und Gesetzgebung einwirken, indem sie mit ihren Wahlkreisabgeordneten ins Gespräch gehen. In diesen Gruppen bringt sich jeder so ein, wie er oder sie kann und profitiert davon, es gemeinsam mit anderen zu tun.
Es gibt aber natürlich auch absolute Profis, die mit uns an fachlichen Themen wie dem Energierecht arbeiten. Oder Medienagenturen, die uns durch Arbeitszeitspenden unterstützen, genauso wie Menschen, die ihre Erfahrung mit Grafik, Softwareentwicklung oder Videoschnitt einbringen.
Wer Interesse hat bei uns mitzumachen, kann sich gerne melden. Alle paar Wochen führen wir auch Online-Treffen durch, bei denen wir uns und unsere Arbeit vorstellen. Am besten ist es, wenn man sich bei uns meldet, damit wir gemeinsam sehen, welches Engagement am besten passt.
Anmerkung vom WEtell-Team: Wenn ihr Interesse habt mal reinzuschnuppern, dann schaut einfach selbst rein unter germanzero.de.
Ihr kümmert euch unter anderem um Gesetzesentwicklung. Dabei ist der Slogan „Aus der Mitte der Gesellschaft“ für euch ein zentraler.
Seid ihr die Lobbyist*innen für die Bevölkerung? Wie versteht ihr eure Arbeit in dem Kontext?
Das Klima betrifft uns alle. Auch die Maßnahmen, mit denen wir es schützen, betreffen uns alle. Wer trägt zum Beispiel die Kosten, wenn Mietshäuser gedämmt werden müssen? Deshalb kann Klimaschutz nur funktionieren, wenn er sozial ausgewogen gestaltet ist und von einer breiten Mehrheit mitgetragen wird.
GermanZero wird bundesweit von rund 1000 Ehrenamtlichen getragen. In den Lokalgruppen der Politikgespräche und bei den Klimaentscheiden setzen sie sich wirksam für die konkrete Umsetzung einer 1,5-Grad-konformen Klimapolitik ein. Damit verstehen wir uns auch als eine Bürger*innenbewegung, die mit konkreten Lösungsvorschlägen die Protestbewegung auf der Straße ergänzt. Auch an unserem Gesetzespaket haben Hunderte von Menschen aus der Zivilgesellschaft mitgewirkt.
Das hauptamtliche Team unterstützt die Ehrenamtlichen dabei durch Trainings, Inhalte und Organisationsstrukturen, die es ihnen möglich machen, Klimaschutz aktiv bei sich vor Ort voranzutreiben.
Politik sollte leichter zu ändern sein als das Klima. GermanZero versucht den Gedanken in die Köpfe der Politiker zu kriegen.
Auf dem Youtube Kanal von GermanZero macht unter anderem Jan Böööhh, ähm Delay Werbung für Zukunftsgutscheine. Das klingt toll, was ist das und wann kann ich die in was einlösen?
Mit dem Zukunftsgutschein kann man eine Spende an GermanZero verschenken. Die Beschenkten haben die Gewissheit, dass wir unsere Arbeit für eine lebenswerte Zukunft und ein menschenfreundliches Klima fortführen können. Die Zukunftsgutscheine gibt es das ganze Jahr über, also auch jetzt zu Weinachten.
Apropos Jan Bööhh… gerade haben wir ein neues Video veröffentlicht, bei dem uns ein paar prominente Gesichter in unserer Arbeit unterstützen. Auch das ist für uns eine Form ehrenamtlichen Engagements, über das wir uns riesig freuen.
Ihr sammelt Spenden ein, um eure Arbeit zu finanzieren. Für was nehmt ihr diese Spenden genau her?
GermanZero finanziert sich ausschließlich über Spenden. Wir schaffen damit zum Beispiel die Support-Struktur für Klimaentscheide-Teams in mehr als 80 Städten, Trainings für Politikgespräche, Kommunikationskampagnen, und natürlich auch unser Gesetzesteam, das die Gesetzesvorhaben der Regierung analysiert und Stellungnahmen dazu einreicht.
Das letzte Wort würde ich dir überlassen. Ganz nach dem Motto „What grinds your gears, what floats your boat?“ Alle Ventile auf, liegt dir irgendwas auf dem Herzen?
Vieles, aber vielleicht treibt mich eines gerade besonders um: Das war ein hartes Jahr, schon wieder, und ich nehme bei vielen Menschen dieses Ohnmachtsgefühl war, das zu viele Krisen, die sich auf einmal zuspitzen, auslösen. Die gute Nachricht ist aber eigentlich: In der Klimakrise ist noch nicht alles zu spät! Wenn wir jetzt richtig anpacken, dann können wir die Wende schaffen.
Dabei sind wir alle gefragt. Wenn sich viele, viele Menschen und Unternehmen dafür einsetzen, dass wir es jetzt anpacken, wird die Politik handeln. Denn die Ampelregierung bringt Sachen auf den Weg, sie ist progressiver als ihre Vorgänger. Soll heißen: Wir haben Chancen etwas zu bewegen. Und die Lösungen haben wir.
Aktuell sprechen wir vor allem über die Proteste, die zumindest in ihrem Grund legitim sind: Wir müssen mehr tun. Uns ist es wichtig, dass Protest nur eine Form von Klimaschutz ist – wir versuchen es mit unseren Ehrenamtlichen über einen anderen Weg: Wir treiben die Lösungen voran. Sei es in Gesprächen mit Politiker*innen oder mit einem Klimaentscheid, wie zum Beispiel gerade in Berlin.
Engagement bei GermanZero hat einen hohen Grad an Selbstwirksamkeit, weil mal man ein Gegenüber hat, den man adressiert. Und wir suchen immer neue Leute!
Vielen lieben Dank Ina für deine Zeit und liebe Grüße ans ganze GermanZero Team!
Zeit aktiv zu werden
Man muss nicht studiert haben und einen Professor*innentitel braucht man auch nicht. Die Qualifikation, die dich auszeichnen sollte? Aktiv für unser Klima einstehen wollen. Sollte einfach zu finden sein bei WEtell Kund*innen😊
Schau doch einfach mal rein. Egal ob auf der Website, dem Facebook– oder Instagram-Kanal von GermanZero.
Das WEtell Spotlight
Unsere Bühne steht allen Helden der Nachhaltigkeit offen: Dauerbrennern, Newcomern und Evergreens.
Click dich durch, lehn dich zurück und genieß die Show:-)